Abschieds-und Dankbrief

                                                                                                                                                

Liebe Freundinnen und Freunde der Tschernobylkinder!

 

Die Coronapandemie und der Ukrainekrieg haben die Arbeit für die Kinder aus der Elternassoziation in Gomel zum Erliegen gebracht. Für die weißrussische Regierung gehört Deutschland zum faschistischen Ausland. Alle Kontakte zu uns sind offiziell unerwünscht. Da unsere Freunde in der Assoziation  Angst vor Repressalien haben, wünschen sie vorerst keine Kontakte. Wir können ihnen weder finanziell noch materiell helfen. Sie möchten auch von uns nicht mehr besucht werden.

32 Jahre lang haben wir Kindern aus den verstrahlten Gebieten Weißrusslands geholfen, davon kamen 23 Jahre lang Kinder aus der Elternassoziation in Gomel nach Hirschluch! Um diese Ferienaufenthalte in gesunder Luft und mit gesundem Essen zu ermöglichen, brauchte es viele gebefreudige Herzen und tatkräftige Hände! Zahlenmäßig sieht das so aus: Wir haben bis 2019 zweiunddreißig 4 wöchige Kindererholungen durchgeführt, in denen sich ca 800 Kinder im Alter von 7 bis 12 Jahren erholt haben. In 32 Jahren wurden insgesamt 1.054.277,38Euro gespendet.

 

Liebe Freundinnen und Freunde der Tschernobylkinder, durch Ihr vielseitiges Engagement war es möglich, dass wir diese Arbeit so viele Jahre leisten konnten. Und deshalb möchte ich im Namen des Aktionskreises allen, die auf so vielfältige Weise geholfen haben DANKE sagen.

Unser Dank gilt an erster Stelle den Kirchgemeinden aus dem Kirchenkreis Friedrichshain, der Gemeinde zum Vaterhaus in Treptow- Baumschulenweg und der Gemeinde am Fennphul mit ihrer Pfarrerin Albrecht -Schatta, den Brandenburger Gemeinden Friedersdorf- Kablow mit ihrem Pfarrer Tiebner und den Gemeinden Werder- Rehfelde mit ihrer ehemaligen, in diesem Jahr verstorbenen Pfarrerin, Annemarie Rettig. In Gottesdiensten, bei Benefizkonzerten, bei Weihnachtsbasaren und den Weihnachtspäckchenaktionen wurde an die Tschernobylkinder gedacht und für sie gespendet.

Die Kinder aus der Justus von Liebig Grundschule, aus der Händelschule, aus der von Witzleben- Schule, aus der Galiläi- Grundschule in Kreuzberg und die Kinder aus dem Galiläa- und dem Samariterkindergarten haben all die Jahre viele 1000 Weihnachtspäckchen mit großer Freude und viel Liebe gepackt. Bei ihnen und ihren Eltern bedanken wir uns herzlich.

Unser Dank gilt allen Freundinnen und Freunden der Kinder, die wir durch die Bittbriefe erreicht haben und die durch den Lehrer Stefan Schulte unsere Arbeit kennengelernt haben. Es sind Gemeinde- und Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Kollegen von uns allen, aber auch sehr viele Unbekannte. Über Ihre Kreativität konnten wir nur staunen. Wie viele tausend Euro haben Sie den Kindern geschenkt, in dem Sie auf Geschenke zu Ihren Jubiläen verzichtet haben. Eine Pfarrerin hat viele Jahre in ihrem Frauenkreis für die Kinder gesammelt. Ein guter Freund spendete den Erlös nach seinen Weihnachtskonzerten oft den Kindern. Eine Lehrerin lernt unsere Kinder in der Wuhlheide kennen und spielte auf Familien- und Straßenfesten auf ihrem Leierkasten für die Kinder. In manchen Benefizkonzerten wurde für die Kinder gesammelt, so sangen z. B. die Kinder der Musikschule in Treptow unter der Leitung von Frau Aust  jedes Jahr ein Benefizkonzert. Eine Familie schenkte  30 Jahre lang allen  Kindern eine russische Kinderbibel.

Ich möchte den Ärzten, dem Optiker, den Apotheken und den Geschäftsleuten in Storkow und Fürstenwalde danken, die immer bereit waren zu helfen. Ebenso der Orthopädiefirma Cobin in der Chausseestraße in Berlin für die langjährige, wichtige orthopädische Betreuung der Kinder. Ich denke dankbar an die Potsdamer Ärzte, die Vladik nach seiner OP jahrelang kostenlos nachbetreut haben.

Seit einigen Jahren hat die „Jauchstiftung“ die Sommerferienaktion mit 2.000,00 Euro jährlich unterstützt, auch dafür danken wir sehr.

Ein herzlicher Dank gilt auch dem Ehepaar Mänz, ohne deren Übersetzungen manche Verständigung nicht möglich gewesen wäre, der Seniorengruppe in Rüdersdorf, die den Kindern interessante Stunden im Kalkwerk Rüdersdorf bei der Suche nach Fossilien möglich gemacht hat und Frau Zumkowski, die viele Jahre am Tag der Offenen Tür mit den Kindern tanzte. Unser Bäcker Heinevetter soll nicht unerwähnt bleiben. Er spendete immer einen Teil des Kuchens für den Tag der Offenen Tür, herzlichen Dank.

An die Künstlerinnen und Künstler, sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 24 Kunstversteigerungen ist ein extra Dankbrief geschrieben worden.

 

Wir danken der Leitung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendbildungsstätte Hirschluch dafür, dass die Kinder unter ihrer Obhut und liebevollen Versorgung mit gesundem Essen eine so wunderbare Ferienheimat für 23 Jahre gefunden haben. Die jüngeren Kinder wollten immer wissen, wann sie denn endlich auch nach Hirschluch fahren können. Hirschluch war für die Kinder aus der Elternassoziation ein Traumziel!

Und danken möchte ich auch Herrn Sprenger, dem Leiter des Pflegeheims „Doktor- Harnisch- Haus“ in der Liebigstraße im Friedrichshain. Über 20 Jahre konnte sich der Aktionskreis zu seinen Arbeitsbesprechungen dort treffen. Es war ein sehr zentraler Ort für uns alle. Wir haben diese großherzige Geste sehr zu schätzen gewusst. Vielen Dank!

 

In unserem großen Gottesdienst am 24. April 2022 haben wir auch unsere Dankbarkeit Gott gegenüber zum Ausdruck gebracht. Er hat diese Arbeit für die Tschernobylkinder gesegnet. Sie sind auf den langen Busfahrten vor Unfall und Gefahr behütet worden. Es gab keine schweren Erkrankungen in diesen Jahren.  Es mangelte nie an Geld, obwohl ein 4wöchiger Ferienaufenthalt jedes Jahr 30.000 bis 35.000 Euro gekostet hat.

 Wir sind glücklich und dankbar, dass sich auch immer wieder junge Menschen bereit fanden, ihre Sommerferien mit den Kindern zu verbringen. Dass alte und junge Menschen 32 Jahre lang sich für das Wohl der Tschernobylkinder eingesetzt haben und dabei selbst soviel Freude für ihr eigenes Leben gewonnen haben, ist doch ein großes Geschenk.

Es gibt ein junges Team in unserer Gruppe, dass die Arbeit weiterführen will, wenn es wieder möglich ist. Sie würden sich dann melden.

In den Jahren seit 2019, in denen die Kinder nicht kommen konnten, sind trotzdem viele Spenden eingegangen. Ihr Einverständnis vorausgesetzt, haben wir 5.000 Euro nach Krzyowa (Kreisau) in Polen überwiesen. Für geflüchtete ukrainischen Kinder wird dort eine Schule aufgebaut.

Wir rechnen auch mit Ihrer Zustimmung, wenn wir eines Tages die gespendeten Gelder umwidmen müssen, weil sie nicht die Eltern und Kinder in Weißrussland erreichen dürfen. Auch wenn unsere Arbeit zurzeit ruht, wird das Geld verantwortungsbewusst vom Kirchlichen Verwaltungsamt Stadtmitte für Tschernobylkinder verwaltet, auch der Mitarbeiterin dort gebührt unser Dank!

Wir „Frauen der ersten Stunde“, so hat uns mein Mann immer genannt und die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des  Aktionskreises haben sich im Gottesdienst im April in der Samariterkirche verabschiedet. Das möchten wir auch mit diesem Brief bei Ihnen tun. Wir danken Ihnen für Ihre langjährige Treue und Hilfe für die Kinder. Viele von Ihnen haben wir persönlich kennengelernt. Es sind schöne Kontakte und Freundschaften entstanden, die sicher weiter bestehen bleiben. Viele von Ihnen sind mit uns alt geworden und viele liebe Menschen aus den Gemeinden, die uns lange unterstützt haben, sind inzwischen verstorben. In Dankbarkeit und Trauer möchte ich an Annemarie Rettig und Heide von Bockelberg denken, die Beide in diesem Jahr von uns gegangen sind und die Arbeit des Aktionskreises entscheidend mitgeprägt haben.

 

Wir leben in einer schweren, bedrohten Zeit und schauen manchmal recht ängstlich in die Zukunft!Dass Sie die Hoffnung nicht aufgeben, gesund und behütet zu bleiben, das wünscht Ihnen im Namen des Aktionskreises von ganzem Herzen

 

 

Ihre Christine Cyrus